Ein Brunnen für Nhiquim
Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Lehrer und Lehrerinnen, liebe Eltern und Erziehungsberechtigte,
mein Bruder Leo hat vor eineinhalb Jahren an der Ursulaschule Abitur gemacht. Nach einer langen Reise durch Nordamerika – von Alaska bis Mexiko und zurück – startete er vor einem halben Jahr mit einem Honda Civic Richtung Afrika. Zunächst durchquerte er Frankreich, Spanien und Portugal, wo er seinen neuen Reisebegleiter Ziggy aus einem Tierheim holte.
Weiter ging es mit der Fähre über die Meeresenge von Gibraltar nach Marokko. Seine Route folgte immer der Küstenlinie, auf der Suche nach guten Surfwellen und dem Leben der Einheimischen.
Geschlafen haben Leo und sein Hund im ausgebauten Auto oder im Zelt. Weiter gen Süden durchquerte er West-Sahara und Mauretanien. Überall traf er auf hilfsbereite und freundliche Menschen, die ihm in misslichen Lagen halfen: ob festgefahren im Wüstensand, verlorene Autoschlüssel am Grenzübergang, Wassermangel oder als Begleitung beim Einkaufen in der Millionenstadt Nouakchott in Mauretanien. In den Ländern Senegal und Gambia und schließlich Guinea-Bissau fand er immer gute Lagerplätze an den Stränden und auch schnell Kontakt zu Fischern, Dorfbewohnern, Kindern und auch anderen Reisenden.
Nach 14.000 gefahrenen Kilometern fand er im Nordwesten von Guinea-Bissau ein Fleckchen am Strand bei Varela, ganz in der Nähe des kleinen Dorfes Nhiquim, sein Zuhause. Ein „Paraiso“, wie es dort auf portugiesisch heißt. Als die Dorfbewohner merkten, dass dieser Tourist länger bleiben wollte als bisherige, tauchte mein Bruder fünf Wochen lang ein in das Leben des Dorfes. Er fuhr mit den Fischern raus auf das Meer, folgte Essenseinladungen und erfuhr durch Gespräche viel über das Leben der Menschen in diesem 4. ärmsten Land der Welt. Auch sein Lagerplatz stand für jeden Besucher Tag und Nacht offen für Zusammenkünfte bei Kaffee, Tee oder dem landesüblichen Reisgericht.
Das Dorf Nhiquim mit seinen 40 Einwohnern verfügt über keine elektrische Versorgung und kein fließendes Wasser. Der Müll wird gesammelt und regelmäßig verbrannt – wie auch in allen anderen von Leo durchfahrenen afrikanischen Ländern. Regelmäßige Arbeit, um ein Einkommen zu erwirtschaften, ist in den ländlichen Regionen nicht vorhanden. Die Bevölkerung lebt von Früchten und Fischen und das Trinkwasser musste bis 2009 aus dem 5 km entfernten größeren Dorf Varela zu Fuß geholt werden.
2009 spendete ein Europäer dem Dorf ein Brunnensystem, das durch ein Solarpanel eine Pumpe antreibt und Grundwasser fördert. Die Hoffnung war, dass nun auch Gartenbau und Ziegenhaltung betrieben werden kann. Die Menge des geförderten Wassers reichte allerdings nur (oder immerhin) für den Trinkwasserbedarf aus. Viele Dorfbewohner sind in den letzten Jahren in den angrenzenden Senegal ausgewandert, was zu Trennungen von den Familien führte.
So kam mein Bruder auf die Idee, den vorhandenen Brunnen mit mehr Solarpanelen, einer stärkeren Pumpe und Wasserleitungen zu den Häusern auszubauen, sodass alle im Dorf Zugang zu genügend Wasser haben und ihre Existenz durch Landwirtschaft in der Trockenzeit sichern können. Die Hoffnung, angebaute Produkte vielleicht sogar verkaufen zu können, um z.B. Geld für Medikamente zu verdienen, ist bei den Dorfbewohnern nun groß. Bisher war eine medizinische Behandlung aus Kostengründen nicht möglich und fordert immer wieder Todesopfer.
Leo verlängerte sein Visum, um in der Hauptstadt Bissau eine Firma zu finden, die den Ausbau übernimmt. Übersteigerte Preisforderungen (20.000 €!), mehrfache Verhandlungen, Kontakte zu Nicht-Regierungsorganisationen und Internetrecherchen gestalteten den Start des Projekts aufwendig. Die Kontakte zum Nachbardorf von Nhiqium, Varela, ergaben schließlich, dass eine italienische Hotelbesitzerin sich einen Brunnen von einer senegalesischen Firma für wesentlich weniger Geld hat bauen lassen. Kontakt wurde aufgenommen, eine Besichtigung der Örtlichkeiten fand statt, ein konkreter Kostenvoranschlag wurde per mail geschickt.
Der Ausbau des Brunnens kostet ca. 8000 € und wird nun von der Firma aus dem angrenzenden Senegal durchgeführt, sobald die Summe an Spenden zusammenkommt. Die Firma braucht eine Anzahlung von 80%, um ihrerseits die Gerätschaften kaufen zu können. Leo unterschrieb im Senegal den Vertrag und ist nun auf der Rückreise. Nicht nur der Abschied von seinen afrikanischen Freunden, mit denen er seine 8. und letzte Woche in Guinea Bissau verbrachte, fiel ihm schwer. Sein Reisebegleiter Ziggy, der auch oft in unangenehmen Situationen für Leos Sicherheit sorgte, starb leider nach dem Besuch in der Hauptstadt. Wahrscheinlich hat er einen Giftköder gefressen.
Als ich Frau Bossmeyer Hoffmann von diesem Projekt meines Bruders erzählte, war sie sofort angetan
von dieser Spendenaktion. Sie sprach mit Leo in Afrika, stellte das Projekt der Schulstiftung vor und
hofft auf eure Spendenbereitschaft.
Wenn Sie das Projekt durch eine Spende unterstützen möchten nutzen Sie bitte folgende Kontoverbindung
Ursulaschule
IBAN DE60400602650020021366
Vielen Dank.
