Digitalisierung
Digitalisierung
Kaum ein Wort hat die Corona-Krise stärker begleitet als der Ausdruck „Digitalisierung“. Computer und Software wurden in erheblichem Maße als Grundlage für Lehr-Lern-Prozesse genutzt. Aber die Krise hat den allgemeinen Veränderungsprozess lediglich verstärkt vor Augen geführt. Und dieser lässt sich auch nicht nur auf den Distanzunterricht beschränken.
Manche sprechen von einem Kulturwandel, von einer Transformation, vom Zeitalter der Digitalität. Wie immer man es ausdrücken will, auch unsere Schule steckt mitten in diesem Veränderungsprozess. Kommunikations-, Verhaltens- und Lebensweisen sind heute deutlich anders als noch vor 10 bis 15 Jahren. Viele Prozesse, Vereinbarungen und Strukturen an Schulen sind aber deutlich älter und müssen sich, wie alles im Leben, einer kritischen Bewertung unterziehen lassen. Ist das, was wir lehren, noch relevant? Ist die Art, wie, gelehrt und gelernt wird, noch zeitgemäß?
Manches wird einer solchen Überprüfung ehern standhalten. Wenn es um die Vermittlung von Werten, um den Umgang miteinander geht, hat sich unser Standpunkt nicht geändert. Im Gegenteil: Wer die zunehmende Selbstbezogenheit der Menschen erlebt, die Schärfe des gesellschaftlichen Diskurses verfolgt und die globalen Probleme vor Augen hat, wird zu dem Schluss kommen, dass Herzensbildung, wie wir sie in unserem Leitbild benennen, heute wichtiger zu sein scheint als je zuvor. Und doch gilt es auch hier, zeitgemäße Beispiele zu finden und lebensnahe Probleme in den Blick zu nehmen.
Und auch bei den Medien, Methoden und den fachlichen Inhalten hat sich vieles verändert. Hier eröffnen sich spannende Wege, sowohl für Lernende als auch für Lehrende, die Welt des Digitalen kreativ zu entdecken und eine „digital literacy“ – frei übersetzt: „digitale Kompetenzen“ – zu entwickeln.
Digitale Kompetenzen
Digitale Kompetenzen, also die Fähigkeiten, die einem Menschen dabei helfen, die kleinen und großen Anforderungen und Probleme des Digitalen zu bewältigen, sind in Niedersachsen im Orientierungsrahmen Medienbildung festgeschrieben (vgl. Abb).
Kompetenzbereiche im niedersächsischen Orientierungsrahmen Medienbildung
Die dahinterliegenden Kompetenzen sollte jeder Schüler im Laufe seiner Schullaufbahn entwickeln, so dass eine mündige Teilnahme am gesellschaftlichen Diskurs und eine gute Vorbereitung auf Studium und Berufswelt gegeben sind.
Für die konkrete Umsetzung in Schule lassen sich digitale Kompetenzen in drei Teilaspekte unterteilen, die sich in verschiedenen Lernbereichen an der Ursulaschule wiederfinden: Anwendungskompetenzen, Medienbildung und Informatik.
Diese werden bei uns zum Beispiel in verschiedenen Modulen der Informationstechnischen Grundbildung (ITG) vermittelt. Sie startet bereits in der Jahrgangsstufe 5 mit einem ganzjährigen Kurs, in dem die Grundlagen digitaler Arbeitsweisen kennengelernt und eingeübt werden. Dateien Speichern und dann auch wiederfinden, mit dem pädagogischen Netzwerk arbeiten, Recherchieren und Kommunizieren auf digitalen Kanälen – diese und weitere Themen stehen auf dem Programm.
Auch der Umgang mit Office-Programmen wird geschult. Die Idee dieser Kurse in den Jahrgangsstufen 5, 7 und 10 war dabei stets, einen ersten Impuls zu geben, damit im regulären Unterricht diese Fähigkeiten aufgegriffen und fachlich eingebunden werden können.
Bisher stieß dieser Plan an Ausstattungsgrenzen. Zwar ist die Ursulaschule seit vielen Jahren mit drei Informatikräumen vergleichsweise gut ausgestattet, was die statische Verfügbarkeit von Computern angeht, und auch neu angeschaffte, mobile Leihgeräte können und werden punktuell im Unterricht eingesetzt, eine regelmäßige, selbstständigkeitsfördernde Arbeit mit digitalen Geräten ist aber erst seit der Einführung schülereigener Technik realisierbar. Dies ist erstmals im Schuljahr 2020/21 mit der Ausstattung der Jahrgangsstufe 7 mit elternfinanzierten iPads geschehen. Inzwischen sind weitere Jahrgänge dazugekommen, so dass das Lernen und Arbeiten mit digitalen Medien selbstverständlicher Bestandteil des Unterrichtsalltags werden kann. Die Technik steht so im Fachunterricht jederzeit zur Verfügung, um die vielfältigen Möglichkeiten zu nutzen, digitale Anwendungskompetenzen auszubilden.
Digitalisierung an der Ursulaschule
März 2020
Lehrer*innen
März 2020
März 2021
Jahrgang 8
September 2021
Jahrgänge 7 und 10
September 2021
April 2022
Jahrgang 9
Gelingensbedingungen
Im ganzen Land stehen Schulen vor den gleichen Herausforderungen und entwickeln Konzepte, um das Lehren und Lernen an die Bedingungen der Digitalität anzupassen. Hierbei geht es jedoch nicht nur um pädagogische Ziele, die es zu erreichen gilt, und um Haltungen und Wertvorstellungen. Es gibt auch handfeste Gelingensbedingungen, die solche Konzepte scheitern oder zu einem Erfolg werden lassen.
Wohin geht die Reise?
Vieles ist noch zu tun. Bei einem Leitmedienwechsel sind naturgemäß Veränderungen nach und nach zu erwarten. Alle beteiligten Personen, Strukturen und Prozesse müssen sich an die Veränderungen anpassen. Das geht manchen zu langsam, anderen zu schnell. Konkret heißt das für uns, geduldig weiter an unseren Konzepten zu feilen, Evaluationen durchzuführen und für die weitere Steuerung zu nutzen, unsere Lehr-Lern-Prozesse zunehmend an die Bedingungen der Digitalität anzupassen und einen vielfältigen Kompetenzaufbau zu ermöglichen.
Zum Autor
André Hermes ist Erdkunde- und Sportlehrer. Schon seit vielen Jahren beschäftigt er sich mit einem weiten Themenspektrum aus der Welt der Digitalisierung. Er ist Autor, Blogger, Dozent und Referent zu digitalen Bildungsthemen. Seit 2008 ist André Hermes Medienberater der Ursulaschule. In dieser Rolle erarbeitet er u.a. unter Einbindung der Schulgemeinschaft zahlreiche Konzepte zur digitalen Schulentwicklung.