Was ist das jeweils höchste Fest der abrahamitischen Religionen? Anders als viele denken ist es nicht Weihnachten im Christentum – sondern Ostern – und nicht das Zuckerfest im Islam, sondern das Opferfest. Und der höchste jüdische Feiertag ist Jom Kippur. Diese und andere Fakten erfuhren Schüler:innen des Jahrgangs 5 im interreligiösen Projekt „Fasten und Feste“ der Ursulaschule. Doch Faktenwissen war nur ein Aspekt dieses Projekts, im Vordergrund standen die Begegnung und der Austausch.
Ein abrahamitischer Festkalender
Die Klassen 5c und 5d sowie drei Schüler:innen aus der 6b des Doppeljahrgangs 5/6 des islamischen Religionsunterrichts und ihre Religionslehrerinnen Lena Wellmann, Dr. Wiebke Krohn, Gabriele Vallo und Dr. Silvia Horsch sowie Schulsozialarbeiter Maximilian Asbrock trafen sich vor den Osterferien an drei Freitagen. Im Vorfeld hatten die verschiedenen Gruppen des Religionsunterrichts ihren eigenen Festkreis erarbeitet und jeweils christliche, jüdische und islamische Festkreis-Scheiben erstellt. Diese legten die Projektteilnehmer:innen beim ersten gemeinsamen Treffen zu fünf abrahamitischen Festkalendern zusammen. (Herzlichen Dank an Ilayda Durmaz aus dem Medien-Profilkurs in Jahrgang 9 und ihre Lehrerin Lena Beste für das Design!)
Interreligiöse Teamarbeit
Mit einem Impuls aus jeweils einer der drei Religionen leiteten die Schüler:innen jeden Termin ein: der Rezitation der ersten Sure des Korans auf Arabisch sowie des hebräischen Schmah Jisrail (jeweils mit Übersetzung) und einem Körpergebet. Die christlichen Schüler:innen stellten den Weihnachts- und den Osterfestkreis vor, und die muslimischen Schüler:innen erläuterten den islamischen Mondkalender. Eine evangelisch-jüdische Gruppe stellte zudem den jüdischen Feiertag Jom Kippur vor, und viele andere jüdischen Feste lernten die Schüler:innen in Gruppenarbeit kennen. In elf jeweils klassen- und religionsgemischten Gruppen arbeiteten die Schüler:innen in den drei Wochen als Team zusammen. Dabei traten sie in einen Wettbewerb, in dem es darum ging, die religiöse Vielfalt der Gruppe zu nutzen.
Fasten in verschiedenen Variationen
Der Beginn des Projekts lag in der christlichen Fastenzeit, und so berichteten einige der christlichen Kinder von ihren Erfahrungen beim Fasten von Süßigkeiten oder Spielen mit der Playstation. Der letzte Projekttermin lag dann schon im Ramadan, so dass einige muslimische Kinder, die das Fasten bereits ausprobierten, von ihren Fastenerlebnissen erzählen konnten. Zwei Formen des Fastens übten wir alle gemeinsam: Schimpfwörter- und Medien-Fasten – das waren die Wochen-Challenges zwischen den freitäglichen Treffen. In ihren Gruppen tauschten sich die Schüler:innen darüber aus, welche Auswirkungen das – mehr oder weniger gelungene – Schimpfwörter-Fasten in ihrem Umfeld hatte: Einige berichteten, dass es weniger Streit gegeben habe. Die Schüler:innen tauschten sich auch darüber aus, was den zeitweisen Verzicht auf Medien so schwer macht. Wir konnten festhalten, dass bei allen Formen des Fastens die Konzentration auf das Wesentliche im Mittelpunkt steht.
Nach dem Fasten wird gefeiert
Zum Abschluss ging es um die Hochfeste Ostern, Pessah und das Zuckerfest, bzw. Fest des Fastenbrechens, die in diesem Jahr nah beieinander lagen. Der Achtklässler Rafael Tschernjawski vertrat dankenswerterweise den erkrankten Religionslehrer Efraim Jehoud-Desel und übernahm die Vorstellung von Pessah mit einer kompetenten Erläuterung der Hintergründe und Rituale dieses Festes.
Alle waren Gewinner
Am Ende gab es zwei Gewinnerteams, aber einen Preis nahmen alle Gruppen mit nach Hause beziehungsweise mit in den Klassenraum: den abrahamitischen Festkalender. Dieser hängt jetzt in den Räumen der beteiligten Klassen sowie in Haus 5 unserer Schule.
Text: Frederik Fründ
Fotos: Frederik Fründ