Am 20. Februar, einem Tag nach dem sich der rassistische Anschlag von Hanau zum 4. mal jährte, besuchte der Geschichts-Leistungskurs von Herrn Dickopp die Ausstellung „Migrantischer Widerstand“ im DGB-Haus Osnabrück.
Wir wurden von Gürsel Yıldırım, welcher die Ausstellung erarbeitet hatte und mit ihr schon durch mehrere Städte getourt ist, durch die Geschichte rechtsextremer, rassistischer Anschläge seit den 1980er Jahren geführt. Immer wieder betonte er, dass die Anschläge von Mölln, Solingen oder Lübeck nicht nur für sich gesehen und aufgearbeitet werden müssen. Zahlreiche Neonazis waren gut vernetzt, hatten Unterstützungsnetzwerke aufgebaut und begingen die Anschläge gemeinschaftlich. Bei all der Trauer um die Toten wie die der Familie Genç, die bei dem Brandanschlag von Solingen starben und der Wut über die Entpolitisierung der Taten - viel zu oft wurde von Streitereien rivalisierender Jugendgruppen gesprochen - wollte Yıldırım auch den Widerstand gegen die rassistische Gewalt herausstellen. Dieser ging in den 1980er und 90er Jahren von selbstorganisierten antifaschistischen und antirassistischen Gruppen und Strukturen wie der Antifaşist Gençlik aus. Menschen aus der migrantischen Community taten sich zusammen, bauten Strukturen zum Selbstschutz auf und bekämpften aktiv Neonazis und ihre Ideologie. Olaf Cramm, Gewerkschaftssekretär des DGB Osnabrück, unterstütze Yıldırım bei der Führung und unterstrich, dass Polizei und Justiz nicht in der Lage oder gewillt waren, tatsächlich gegen die rechtsextreme Gewalt vorzugehen.
Die Einblicke waren für viele von uns neu. Nur selten gibt es Berührungspunkte zu den 1990er Jahren, weniger noch zu den antirassistischen Kämpfen dieser Jahre. Im zweiten Semester des Jahrgangs 13 wird das Thema „Nationale Gedenk- und Feiertage“ behandelt und sich ein Verständnis zur Geschichts- und Erinnerungskultur erarbeitet. Im Zuge dessen bot sich der Besuch der Ausstellung an. Dort wurde erfahr- und greifbar, dass nicht nur Regierungen oder Staaten, sondern auch Menschen aus der Zivilgesellschaft selbst „Geschichte“ machen können, Formen des Gedenkens schaffen und durch Bildung und Information das kommunikative Gedächtnis der Gesellschaft prägen und die Erfahrungen verbreitet werden.
Text und Bilder: Felix Dickopp