Berlin!
16. Juni, endlich ist es soweit – wir, der Jahrgang 12 und acht begleitende Lehrerinnen und Lehrer, lassen das Schuljahr quasi hinter uns und fahren für fünf Tage nach Berlin. Dort erwartet uns nicht nur gesellige gemeinsame Zeit, sondern auch ein abwechslungsreiches Programm.
Wir gehen alle zusammen in den Bundestag und auf die sonnige Kuppel, wir erinnern uns in den Gedenkstätten des KZ Sachsenhausen und des Stasi-Gefängnisses Hohenschönhausen an die beiden deutschen Diktaturen und informieren uns in der Gedenkstätte Mauer, aber wir machen auch ein Picknick im Tiergarten und lachen im Kabarett Distel. Die beiden Wahlmodule führen uns in kleineren Gruppen an ganz verschiedene Orte und zu unterschiedlichsten Einsichten: Einige von uns sehen Berlin mit den Augen eines Obdachlosen und eines Geflüchteten, andere besuchen das Auswärtige Amt, wieder andere gehen in Naturkunde- und ins Technikmuseum, einige informieren sich über unsere Zukunft im Futurium oder befassen sich mit der neuen Sachlichkeit in der Berlinischen Galerie, machen eine Führung zur Gentrifizierung, besuchen die Ausstellung „Topographie des Terrors“, das Holocaust-Denkmal oder die „Berliner Unterwelten.“
Natürlich bleibt auch noch Zeit für eigene Erkundungen, Freizeit an der Spree, zum Shoppen oder am Dönerstand…
Und das sind einige ganz persönliche Highlights:
Letzte Woche besuchte ich die Berliner Unterwelten und tauchte in die Geschichte eines alten U-Bahn-Tunnels ein, der im Zweiten Weltkrieg als Luftschutzbunker diente. Die düsteren Gänge vermittelten eine beklemmende Atmosphäre vergangener Zeiten. Besonders bewegend war der Teil der Führung, der sich mit Fluchtversuchen während der DDR beschäftigte: Menschen versuchten durch diese Tunnel in den Westen zu entkommen. Als Reaktion darauf wurden Bahnhöfe verschlossen und vermauert. Der Ort machte Geschichte auf eindrucksvolle und greifbare Weise erlebbar.
Eine zentrale Erinnerung, die ich aus der Berlinfahrt mitgenommen habe, war Hohenschönhausen. Das Gelände für sich alleine ist definitiv schon sehenswert, hinzukam aber noch die Führung eines Zeitzeugens, der die Geschichte des Ortes super vermitteln konnte. Am packendsten fand ich die Erzählungen von eigenen Erfahrungen, die er durch seine Erzählweise sehr gut vermitteln konnte. Es war sehr ungefiltert und definitiv etwas anderes als eine Führung einer Person, die die dortigen Geschehnisse nicht am eigenen Leib erfahren hat.
Die Führung in Hohenschönhausen war für mich besonders interessant, da der Historiker, der die Führung gemacht hat, viel Ahnung von dem hatte, was er erzählt hat und das Ganze auch sehr gut rüberbringen konnte.
Nicht nur das so vielseitige Programm in immer neuen Gruppen, inklusive regelmäßiger Kaffeepausen, haben für mich die Berlinfahrt ausgemacht, sondern auch die freien Abende mit immer gutem Wetter an der Spree oder in Bars haben die Woche abgerundet.
Mir hat auf der Berlinfahrt Berlin on Bike gut gefallen, weil die Tour spannend und abwechslungsreich war. Man konnte die Stadt aus einer anderen Perspektive entdecken und viele interessante Ecken sehen, die man sonst vielleicht verpasst hätte. Besonders gut war, dass der Guide die Geschichten der verschiedenen Orte lebendig und verständlich erklärt hat. Außerdem war es interessant sich mit dem Fahrrad durch die Stadt zu bewegen, statt nur mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder zu Fuß.
Am letzten Tag haben wir eine Führung gemacht, die „Revolutionary Role of Café“ hieß und ein absolutes Highlight der Fahrt war. Der Tourguide war ein geflüchteter Syrer, welcher uns durch die Stadt geführt hat und so zu jedem Ort/ Café und sonstigem seine ganz eigene Geschichte erzählte. Es war super fesselnd und herzzerreißend, solch eine Geschichte erzählt zu bekommen. Die Tour hat inmitten Berlins geendet und von dort aus konnten wir noch etwas essen gehen und das gute Wetter genießen.
Der interessanteste Teil war die Tour an der alten Todeszone der Berliner Mauer. Insbesondere die Schicksale einzelner DDR-Bürger waren sowohl verstörend als auch spannend. Auch der anschließende Blick über die Mauer von einem Aussichtsturm war sehr fesselnd.
Am interressantesten in Berlin war die Mauer-Führung. Auch wenn von dieser fast nichts mehr so ist wie vor knapp 40jahren (zum Glück) war es dennoch sehr lehrreich und erschreckend, was ein Staat tun kann, nur um seine Bevölkerung im Land zu halten. Desweiteren bewegend war aber auch die dort anschließende Tafel mit den Bildern und Namen der Menschen, die aufgrund der Mauer starben, wo neben zahlreichen Männern und Frauen sich auch einige Kinder finden.
Am Donnerstag Nachmittag hatten wir das erste Mal wirklich Zeit den Berliner Osten zu erkunden. So ging´s aus Oranienburg mit der S-Bahn direkt nach Pankow, wo wir uns nach einem Döner für eine der urigen Kneipen entschieden. Für das kollektive „Moin“ wurden wir eingangs schief angeguckt und der Dialekt der freundlichen Thekenkraft erheiterte die Gemüter. Das Highlight war dann die Discounter-Legende Ludger Bökelmann, der sich ebenfalls im Bierlokal aufhielt und die Frage nach einem Foto herzlich begrüßte.
Der für mich persönlich beeindruckendste Programmpunkt unserer Berlinfahrt war der Ausflug ins KZ Sachsenhausen. Dort hatten wir Zeit alleine oder in kleinen Gruppen mit Audioguides das Gelände anzuschauen und eigenständig Schwerpunkte zu setzen. So konnten wir uns darauf konzentrieren, was uns wirklich interessiert und konnten alles viel intensiver auf uns wirken lassen, als es vielleicht mit einer klassischen Führung möglich gewesen wäre. Allgemein war der Ausflug dorthin sehr beeindruckend, weil ziemlich viel recht gut erhalten ist und die Räumlichkeiten teilweise beeindruckend echt wirken.
Was mir außerdem sehr gut auf der Fahrt gefallen hat, waren die Abende, die wir mit unseren Freunden an der Spree verbracht haben. Wir hatten großes Glück mit dem Wetter und konnten so immer draußen an der Spree sitzen und die Tage ausklingen lassen.
Auch wenn das Programm insgesamt sehr vielfältig war und alles auf seine Weise interessant oder lustig war, ist der Besuch des KZ Sachsenhausen der Programmpunkt, der mir am besten in Erinnerung bleiben wird. Diese Erfahrung war, so bedrückend sie auch sein mag, für mich sehr lehrreich und wird meinen Blick und meinen Umgang mit der Geschichte des Dritten Reichs nachhaltig verändern. Neben dem Programm waren selbstverständlich die freien Abende immer wieder Highlights, bei denen wir beispielsweise mit dem Jahrgang auf den Spreetreppen sassen und bei einem Feierabendgetränk eine Menge Spaß hatten.
Der Besuch im Informationszentrum "Topografie des Terrors" war mein Highlight, da man einen informativen und tiefen Einblick in die Geschichte Berlins erhalten konnte. Nach der Führung war es möglich, dass man das Zentrum alleine weiterhin besichtigt.
Abgesehehen vom Programm haben mir außerdem besonders die Abende an der Spree und das gute Essen in Berlin gefallen. Sehr angenehm fand ich auch das ÖPNV-Netz.
Am Freitagmorgen war der Besuch im Futurium für mich eines der spannendsten Highlights unserer Berlinfahrt. Schon das moderne Gebäude hat sofort mein Interesse geweckt, richtig beeindruckt war ich von den Ausstellungen im Inneren. Ich konnte interaktiv erleben, wie unsere Zukunft vielleicht einmal aussehen könnte – mit Robotern, nachhaltigen Städten und neuen Technologien, alternativen politischen Systemen usw. Am interessantesten waren für mich die Bereiche, in denen man als Besucher in der Lage war, selbst Entscheidungen für die Zukunft zu treffen und direkt sah, wie sich diese langfristig auswirken könnten.
Für mich war bei der Berlinfahrt besonders wichtig, dass die Lehrer*innen uns viel Freiraum gegeben haben und wir uns abseits von dem festgelegten Programm frei durch die Stadt bewegen durften. Generell war die Stimmung entspannt und auch die Programmpunkte sehr gut gewählt, sodass nichts überflüssig oder langweilig war. Außerdem ist mir der schöne Umgang innerhalb unseres Jahrgangs aufgefallen und dass wir auch in stressigen Situationen, wie beispielsweise in der U-Bahn die Ruhe bewahrt haben.
Geschrieben vom Politik-LK und Ellen Bodensieck
