Am 15. September 2025 begann sich die Aula unserer Schule zu füllen, ein Vortrag für den 13. Jahrgang stand an. Nach dem Vortrag des israelischen Friedensaktivisten und IDF-Reservisten Amos Davidowitz zum Terroranschlag vom 7. Oktober 2023 und dem daraus resultierenden Gaza-Krieg, sollte nun eine palästinensische Perspektive in den Fokus rücken. Zu diesem Vortrag war die in Berlin lebende Juristin und Islamwissenschaftlerin Dr. Nahed Samour eingeladen.
Ihr Vortrag mit dem Titel „Perspektiven des internationalen Rechts auf den Konflikt zwischen Israel und Palästina insbesondere mit Bezug auf Gaza“ behandelte vor allem eine völkerrechtliche Sichtweise und erinnerte inhaltlich eher an eine Vorlesung. Wir als Schüler konnten dabei besonders von Dr. Nahed Samours juristischer Expertise profitieren. Der Fokus lag konsequent auf den Beschlüssen des Internationalen Gerichtshofes: Zentrales Thema war die Frage, ob das israelische Vorgehen im Gazastreifen als Genozid einzustufen sei, wie dieser laut Völkermordkonvention und IGH definiert wird und welche Konsequenzen – insbesondere für Deutschland – aus einem entsprechenden Urteil folgen würden.
Der Vortrag von Frau Samour blieb fast ausschließlich in einer juristischen Perspektive, die die Plausibilität eines Genozids in Gaza anerkannte und zugleich eine persönliche Betroffenheit außen vor ließ. In der anschließenden Diskussionsrunde ging es um Fragen wie mögliche Lösungsansätze für den Konflikt, inwiefern der Terror der Hamas vom 7. Oktober 2023 Israels militärisches Handeln rechtfertigen könne oder auch um den Vorwurf, mit dem Begriff Genozid solle Israel dämonisiert werden. Die Antworten des Völkerrechts passten hier nicht immer, die politische Ebene musste zugunsten der juristischen zurückstehen.
Insgesamt bot der Vortrag von Dr. Nahed Samour eine wertvolle Ergänzung zur bisherigen Auseinandersetzung mit dem Nahostkonflikt an unserer Schule. Durch ihre konsequent juristische Perspektive gelang es, die Diskussion um Israel und Palästina auf eine sachliche, wenn auch nicht unumstrittene Ebene zu stellen und die Bedeutung des Völkerrechts als juristische Grundlage hervorzuheben. Auch wenn dies die anschließende Diskussion nicht einfacher machte, waren wir am Ende vor allem dankbar für die neue Perspektive und haben viel daraus mitgenommen.
Verfasst von Oskar Romberg und Joel Koch (Jg. 13)


