Frei nach dem Motto: „Viele Hände, schnelles Ende“ unterstützt die Osnabrücker Ursulaschule das Wärmebusprojekt des Osnabrücker Kulturmachers Reinhart Richter und des Gründers der Hilfsorganisation „Rolling Hospital“ Ansgar Frommeyer. Richters Idee war es, ausgediente Linienbusse in eine Wärmestube umzuwandeln, während Frommeyer einen Hilfskonvoi in die Ukraine plante. Die beiden taten sich zusammen und wollen bereits am kommenden Freitag, 8. Februar, mit einem ersten Konvoi inklusive der Busse Richtung Osten fahren.
Initiatoren des Wärmebus-Projektes: Reinhart Richter (links) und Ansgar Frommeyer
Was die Wärmebusse von Linienbussen unterscheidet
Als Wärmebusse bauen Richter und Frommeyer mit Helfern zunächst zwölf ausgemusterte Linienbusse aus Essen und Wagenfeld um: In jedem Bus sollen danach rund 40 Menschen die Möglichkeit haben, Nachrichten auf einem TV-Gerät zu schauen, eine warme Suppe oder ein Heißgetränk zu sich zu nehmen und über USB-Steckdosen Mobiltelefone aufladen zu können. Außerdem soll jeder Bus mit einem mobilen Gasherd ausgestattet werden.
So unterstützen die Schüler:innen der Ursulaschule das Projekt
Die Schülervertretung der Ursulaschule möchte die Patenschaft für einen Wärmebus übernehmen. „Es geht bei dem Projekt ja auch darum, Kindern zu helfen. Ich glaube, die haben schon genug Schreckliches erlebt“, erklärt Schülersprecher Theo Jäkel. Einerseits möchte die Schülervertretung genügend Geld sammeln, um die Kosten für einen Busumbau zu übernehmen, anderseits packen Schüler:innen beim Umbau selbst mit an. „Der Anreiz dabei ist für uns, dass man sieht, was man gemacht hat“, so Jäkel, und Schülersprecherin Chedine Genz ergänzt: „Das Projekt ist für uns eine schöne Gelegenheit, selbst aktiv zu werden.“
Ursulaschüler:innen helfen beim Umbau mit
Die künftigen Wärmebusse werden derzeit in einer Halle der Firma MBN in der Industriestrasse in Bohmte umgerüstet. Einer, der bereits mit angepackt hat, ist Arne Staupendahl aus der Klasse 8b: „Ich habe zum Beispiel in der Decke Lamellen rausgenommen und geputzt, dahinter auch die Leuchten ausgebaut und geputzt und Griffe ausgewechselt“, so der Achtklässler, der auf die Frage, warum er mitmacht, antwortet: „Ich mag es, handwerklich zu arbeiten, und das Ganze ist für einen guten Zweck.“ Auch sein kleiner Bruder Ole aus der Klasse 5b packte tatkräftig beim Umbau mit an. Tala und Myssan aus der 9b nutzten am Montag, die Gelegenheit, sich einen der Busse in der Pause schon mal anzuschauen. Die beiden finden das Projekt sehr gut und können sich vorstellen, dass so ein Bus zum Treffpunkt wird.
Was noch zu tun ist
Bei den nächsten Umbauaktionen steht die Isolation der Busse im Fokus: Die deutschen Fahrzeuge sind mit einer Standheizung ausgestattet, müssen jedoch an die Bedingungen in der Ukraine angepasst werden. Dort ist es kälter als in Deutschland. Daher wird jedes zweite Seitenfenster der Busse mit einer zusätzlichen Isolierung versehen. „Die Schüler:innen können dabei mithelfen: Sie können die Scheiben putzen und die vorbereiteten Isolationsmatten anbringen“, erklärt Frommeyer. Außerdem sollen weiße Kunststoffplatten künftig das schwarze Isoliermaterial verdecken. Diese könnten zudem als Hintergrund für Bilder dienen, die Kinder darauf malen könnten, berichtet Frommeyer, der die schwarze Isolation als bedrückend empfindet. Zudem sollen die übrigen Fenster der Busse mit einer Wärmeschutzfolie beklebt werden.
Daraus soll der erste Konvoi bestehen
Am Freitagmorgen möchten sich Richter und Frommeyer mit weiteren Helfern sowie unter anderem rund 200 Europaletten mit Verbrauchsmaterial für Krankenhäuser sowie Krankenhausmöbel, Betten, Kinderbetten, Geschirr oder Stationswagen, den Bussen sowie Krankgenwagen und einem Feuerwehrfahrzeug auf den Weg machen. Ziel ist eine Stadt in der Ostukraine, die besonders bombardiert wird und wurde wie beispielsweise Tschernihiv oder Charkiv.
So viel kosten die Wärmebusse
Ausgediente Linienbusse kosten rund 10.000 Euro inklusive der Überführung, für Gelenkbusse müssen mindestens 13.000 Euro ausgegeben werden. Neben dem Ausbau der Busse, muss das Projektteam unter anderem eine technische Überholung der Fahrzeuge, Mautgebühren, Dieselkosten sowie die Übernachtung der Fahrer finanzieren beziehungsweise Unterstützer dafür finden.
Wer das Projekt unterstützt
Neben den Schüler:innen der Ursulaschule, packen unter anderem Auszubildende des Servicebetriebs Osnabrück mit ihren Ausbildern, die Stadtwerke Osnabrück, die Firma MBN und drei Speditionen beim Umbau der Busse mit an, damit die ersten Linienbusse am Freitag Richtung Ukraine fahren können.
Das planen Richter und Frommeyer weiterhin
Die beiden Initiatoren des Projektes möchten gerne bis zu 100 Linienbusse in Wärmebusse umbauen. Diese könnten bei Bedarf auch wieder als Linienbusse eingesetzt werden. Zudem sollen einige Busse auch zu rollenden Arztpraxen ausgebaut werden.
Warum die Unterstützung eine Herzensangelegenheit ist
Auf die Frage, warum er ein Hilfsprojekt ins Leben gerufen hat, antwortet Richter: „Ich bin erschüttert, über die Zerstörung der Infrastruktur der Ukraine durch die Russen. Die Menschen leben dort ohne Wasser, Heizung und Strom“, so der engagierte Osnabrücker: „Ich kenne beispielweise eine Mutter mit ihrem Kind, die unter diesen Bedingungen im 18. Stockwerk eines Hochhauses überlegeben müssen.“ Man könne sich kaum vorstellen, was das bedeute. Deshalb habe er inzwischen 14 Busse auf eigenes Risiko angeschafft und sei nun auf Spenden angewiesen. „Ich freue mich, über die große Hilfsbereitschaft, die tolle Kooperation mit der Ursulaschule, die Mitwirkung so vieler und die große Spendenbereitschaft“, erklärt Richter mit Blick auf die bisherige Unterstützung seines Projektes.
Spendenmöglichkeit
Wer selbst den Patenbus der Ursulaschule unterstützen möchte, kann dies auf folgendes Konto tun:
Ursulaschule
IBAN: DE 33 2655 0105 0000 2815 76
Spendenquittungen können ab 300 Euro ausgestellt werden.
Text: Mona und Mette, Kunstkurs KU2
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