Wissenschaft und Islam?

Wissenschaft und Islam?

Interreligiöse sowie interkulturelle Kommunikation und Solidarität sind aktuell nötiger denn je. Die Schülerinnen und Schüler der 8. Klassen haben sich im islamischen Religionsunterricht der Frage gewidmet, inwieweit der Islam mit Wissen bzw. Wissenschaft zu tun hat und welche Einflüsse die kulturell-intellektuellen Erkenntnisse des „Morgenlandes" auf das „Abendland“ gehabt haben. Ein Kompositum aus drei Artikeln (von Ilayda Durmaz, Dian Marlene Serwe und Tala Zaza aus der Jahrgangsstufe 8) inkl. zahlreicher Links zu weiterführenden und ergänzenden Artikeln und Webseiten.

Was ist eigentlich das Haus der Weisheit (Bait al-Hikma)? Es wurde im 9. Jahrhundert in Bagdad errichtet und wurde zum Zentrum von Wissenschaftlern, Denkern und Philosophen. Diese kamen aus aller Welt, um sich hier zusammenzufinden, um sich auszutauschen und das Wissen in die Welt weiterzugeben. Rund 90 Gelehrte jüdischen, christlichen und islamischen Glaubens versammelten sich dort, um sämtliche Texte zu übersetzen, weiterzuentwickeln und neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen. Von Mathematik über Astronomie bis hin zur Zoologie und vielen anderen Disziplinen war alles dabei; neben Arabisch war auch Persisch, Griechisch, Aramäisch, Hebräisch, Syrisch, Latein und Sanskrit (Altindisch) aktiv dabei.

Anregende Atmosphäre Bagdads

Lange Jahrhunderte wirkte die wissenschaftlich anregende Atmosphäre Bagdads auch in anderen Ländern weiter. Auch in Spanien begannen Herrschende, die Wissenschaften zu fördern: Im 12. Jahrhundert wurden etwa in Granada und in Cordoba viele Werke übersetzt, hauptsächlich aus dem Arabischen ins Lateinische. Wissenschaftler aller Glaubensrichtungen interessierten sich für arabische Werke, aber auch für arabische Übersetzungen altgriechischer Texte. Sie arbeiteten zusammen, um altgriechische und arabische Schriften ins Lateinische und dann in andere europäische Sprachen zu übersetzen.

Fachbücher zusammenstellen war auch im Haus der Weisheit möglich. Dafür bekamen sie sogar Gold als Lohn, welches jedoch vom Gewicht des Buches abhing. Aber dies war nicht die einzige Motivation für die Gelehrten; ihr gemeinsames Ziel war es, das Wissen, welches in dem Hause erforscht wurde, so weit wie möglich in die Welt zu verbreiten. Für die Gelehrten war es nicht relevant, weder welchem Glauben man angehörte, noch woher der Text stammte, den sie übersetzten, da sie, wie auch bereits erwähnt, das gleiche Ziel hatten, Wissen mit allen zu teilen und zu bilden.

Miteinander gemeinsam forschen

Besonders das Zitat von Al-Kindi, einem der bedeutsamsten arabischen Philosophen, Mathematiker und Astronomen, der im 9. Jahrhundert in Bagdad forschte und Werke von Aristoteles, Platon und Ptolemaeus ins Arabische hat übersetzen lassen, verdeutlicht diese Haltung: „Wir sollten keinen Scham empfinden, die Wahrheit anzuerkennen und sie zu verarbeiten, von welcher Quelle sie auch kommt, selbst wenn sie zu uns von früheren Geschlechtern und fremden Völkern gebracht wird.“

Diese Worte ließen die Menschen im guten Miteinander gemeinsam forschen und lernen. Sie übersetzen allerlei Texte mithilfe der anderen. Auf das weit verbreitete Ressentiment „Die Muslime haben im Mittelalter nichts der Forschung und Wissenschaft beigetragen, es war schlichtweg eine dunkle Zeit“, könnte man erwidern: Es gibt zahlreiche Beispiele für Forscher und Wissenschaftler, die sehr wohl geforscht haben, eines dieser Beispiele ist Ibn Chaldun, der als Begründer der Soziologe gilt. Alleine die Tatsache, dass er als Muslim in der Soziologie geforscht und entdeckt hat, spricht schon gegen das kritische Vorurteil. Neben Ibn Chaldun gibt es zahlreiche andere muslimische Wissenschaftler, welche der Welt enormes Wissen bescherten. Er hat die Ursachen und Bedingungen für den Aufstieg und Niedergang von Zivilisationen ausfindig gemacht, daraus werden heute noch Lehren gezogen. Auch Mariam al-Asturlabi war eine Astronomin des 10. Jahrhunderts und lebte in Aleppo (heutiges Syrien). Sie stellte Astrolabien (Sternenhöhenmesser) her. Ihr Vater al-Idschli war ebenfalls ein bekannter Hersteller von Astrolabien und hatte seine Tochter diese Kunst gelehrt. Der Emir von Aleppo beschäftigte sie als Astrolabienbauerin an seinem Hof. Im Jahr 1990 wurde ein neu entdeckter Asteroid nach ihr benannt (al-Idschliya).

Bedeutsamer arabischer Wissenschaftler

Ein weiterer bedeutsamer arabischer Wissenschaftler war Alhazan. Er lebte im 10. und 11. Jahrhundert und galt zu seiner Zeit als Wegbereiter der Optik. Er bestätigte die physikalischen Theorien der Lichtreflexion und Lichtbrechung und erfand die Camera Obscura, einen dunklen Raum mit einem Loch, durch welches Licht scheint und daraufhin ein Bild projiziert. Seine Beobachtungen dokumentierte er in einer Büchersammlung, welche später vom Arabischen ins Lateinische übersetzt wurde, so dass die „westliche“ Welt ebenfalls davon profitieren konnte. Alhazan inspirierte mit seinen Entdeckungen und Erfindungen viele Wissenschaftler, die nach ihm kamen: Wahrscheinlich nutze Roger Bacon, der die Brille erfand, seine Dokumentationen zur Leselupe. Dies ist ein Beweis dafür, dass Alhazan einen enormen Einfluss auf unsere heutige Welt hatte.

Und woher stammt das Wort Gitarre überhaupt? Nun, der exakte Stamm des Wortes ist noch unklar, jedoch ist uns bewusst, dass das Wort sich im Verlauf von mehreren Jahrhunderten immer wieder abwandelte. Bei den Griechen existierte das Wort „kitharas“ für ein Saiteninstrument. Im 9. Jahrhundert nannten muslimische Gelehrte dieses Instrument „qitara“. Diese Form des Wortes verbreitete sich auch im damals muslimischen Spanien und somit auch in Europa. Der spanische Dichter Juan Ruiz beschrieb in einem seiner Bücher, wie eine Menschenmenge Ostern mit dem Spielen von Instrumenten zelebrierten. Mehr als ein Drittel der Bezeichnungen dieser Instrumente stammen aus dem Arabischen, zum Beispiel Laute, Tamburin etc. Als letztes ließe sich das Wort „Zucker“ anführen. Die ersten, die festen Zucker herstellten, waren die Perser. Die muslimischen Araber haben dann den Zucker verbreitet, ähnliches gilt für die „Orange“. Wer weiß, ob ohne die Verbreitung des Zuckers durch die Muslime wir heute den süßen Zucker hätten. :-)

Hilfreiche und weiterführende Links:

Textkompositum und Foto: Furkan Sahin

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