Im Grundkurs Deutsch von Olivia Bongs im Jahrgang 13 verfassten Schüler:innen einen Leserbrief.

Leserbrief

Im Grundkurs Deutsch von Olivia Bongs im Jahrgang 13 befassten sich die Schüler:innen zunächst mit einem Artikel aus der Zeit zum Thema Gesundheitsdiktatur und verfassten anschließend selbst einen Leserbrief dazu.

Leserbrief: Gesundheitsdiktatur
von Juliane Holdmann, 16.01.2023


Sehr geehrter Herr Albrecht,
ich schreibe Ihnen diesen Leserbrief in Bezug auf Ihren Artikel „Ein bisschen Diktatur darf sein“ aus der Zeit Nr. 13 vom 19.03.2009. Sie haben in diesem Text insbesondere die Frage aufgeworfen, inwiefern der Staat in die gesundheitlichen Entscheidungen seiner Bürger eingreifen darf, beziehungsweise ob überhaupt. Da wir uns in der Schule momentan mit dem Roman „Corpus Delicti“ von Juli Zeh beschäftigen, habe ich Ihren Artikel mit besonderem Interesse gelesen und möchte gerne im Folgenden darauf eingehen.

Zunächst einmal vermute ich, dass sich wahrscheinlich die Meinung vieler Menschen zu der Kontroverse der „Gesundheitsdiktatur“ im Laufe der letzten drei Jahre durch die Corona-Pandemie verändert hat. Schließlich mussten wir alle während dieser Zeit erfahren, wie sich das Leben verändert, wenn das von Ihnen angesprochene „Infektionsschutzgesetz“ in Kraft tritt. Zwar wird dabei die individuelle Freiheit des Einzelnen durch strenge Hygienevorschriften und Kontaktverbote eingeschränkt, allerdings fundieren diese Maßnahmen auf wissenschaftlichen Kenntnissen, welche somit den Eingriff des Staates legitimieren.

Es ist allenfalls die Aufgabe der Politik, auf das aktuelle Geschehen zu reagieren und für das Allgemeinwohl zu sorgen. Dabei kommt der Konflikt zwischen den Grundrechten der Freiheit und der Sicherheit (Gesundheit) auf, welcher von der Regierung abgewogen werden muss.

Allerdings ist hierbei zentral, dass die getroffenen Maßnahmen an die aktuelle Notwendigkeit angepasst sind. Ist diese Subsidiarität nicht gegeben, solcher sich die Bevölkerung selbstverständlich für ihre Freiheiten einsetzen dürfen. Dabei muss jedoch beachtet werden, dass nicht alle Bürger über die wissenschaftlichen Kenntnisse verfügen, um eine solche Situation angemessen zu beurteilen.

Darüber hinaus geht es bei dieser Debatte nicht nur um die Freiheit und Gesundheit des Einzelnen, sondern um die der ganzen Gesellschaft. Daher stimme ich Ihrer Aussage „bei der Gesundheit der
Mitmenschen hört die Freiheit aus“ vollkommen zu. Wir leben in einer sozialen Gesellschaft, in der Solidarität ein moralischer Wert ist, den es zu verteidigen lohnt. Daher sind das, was manche Leute als Einschränkungen empfinden (Rauch-/Werbeverbote, Gurtpflicht, etc.) in Wirklichkeit Maßnahmen, die die Gesundheit unserer Gesellschaft fördern. Sie unterstützen dadurch die Chancengleichheit, weil jeder Mensch die Möglichkeit haben sollte, gesund zu bleiben. Diese Freiheit wird sogar im Grundgesetz durch Artikel 2 festgehalten.

Allerdings muss hierbei die Gefahr beachtet werden, dass der Staat zu große Kontrolle über seine Bürger erlangt. Genau das ist die Dystopie, die Juli Zeh in Corpus Delicti darstellt. Die zwanghafte Kontrolle von Gesundheitsdaten, die in dem Roman sogar durch Gesetze „legitimiert“ wird, hat nichts mehr mit der allgemeinen Gesundheit zu tun. Meiner Meinung nach schädigt sie vielmehr der physischen Gesundheit und stellt einem zu großen Eingriff in die Privatsphäre dar. Der Unterschied zu heutigen Reglementierungen besteht darin, dass die meisten Verbote nicht im Privaten gelten. Dort ist es der Eigenverantwortung der Bürger überlassen, ob sie bestimmte Regeln befolgen oder nicht (z.B. Rauchverbot, welches nur in öffentlichen Räumen gilt).

Abschließend wünsche ich mir, dass die Bevölkerung weiterhin die Handlungen der Politik kritisch hinterfragt, jedoch gleichzeitig auf die Wissenschaft vertraut. Dabei sollten die Maßnahmen der Regierung immer verhältnismäßig sein und den Menschen ein gewisses Maß an Eigenverantwortung überlassen. Es braucht einen Kompromiss, der allen das Recht auf Freiheit UND Gesundheit gewährleistet, und keine extreme Dystopie wir in Juli Zehs Corpus Delicti!

Mit freundlichen Grüßen
Juliane Holdmann

Text: Juliane Holdmann
Collage: Claudia Sarrazin

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