Es ist 8:30, mein Wecker spielt wie jeden Morgen eine scheußliche Melodie ab, sodass ich turboschnell aufstehe, um diesen Lärm auszustellen. Ein schneller Blick aus dem Fenster. Die Sonne scheint. Wie eigentlich jeden Tag. Auf die Wettervorhersage schaue ich schon seit Tag Zwei nicht mehr. Hier in Uganda ist jeden Tag T-Shirt-Wetter. Schnell springe ich unter die kalte Dusche. Auch daran habe ich mich ziemlich schnell gewöhnt. Dann geht’s zum Frühstück. Ananas, Wassermelone und Mangos, soweit das Auge reicht. Nach dem Frühstück packe ich meine Sachen zusammen, UNO, Memory, ein Springseil und ganz wichtig: die Stifte nicht vergessen. Ich laufe von zuhause etwa 15 Minuten zur Arbeit. Die Sonne knallt mir auf den Kopf, auf dem Weg gibt es kaum Schatten und da es schon seit längerer Zeit nicht geregnet hat, bekomme ich, jedes Mal, wenn ein Auto an mir vorbeifährt, eine rotbraune Staubwolke ins Gesicht.
Ich biege gerade um die Ecke des großen Tores vom St. Francis Rehabilitationcenter in Soroti, da kommt Marc schon auf mich zugerannt und fragt nach dem Springseil. Wie jeden Tag setzen wir uns mit zwei großen Matten unter den Mangobaum, und fangen an, zu spielen, zu malen oder üben das Kopfrechnen. Um Eins gibt es Mittagessen: Posho, eine Art Maisbrei, und Bohnen. Nach dem Mittagessen wird gemeinsam gespült und aufgeräumt. Einigen Kindern, die aufgrund ihrer Behinderung im Rollstuhl sitzen und deshalb nicht so gut ans Spülbecken kommen, nehme ich das Geschirr ab. Anschließend bringe ich mit einigen Kindern die Kühe raus und lasse sie etwas grasen. Nebenbei werden frische Erdnüsse vom Feld gesammelt und vernascht. Als wir wieder zurückkommen, haben die Anderen bereits angefangen, Spinat aus dem Garten zu pflücken. Sobald wir auch hiermit fertig sind, setzen wir uns auf die Bänke vor dem Schwesternhaus und die Kinder beginnen, den Rosenkranz zu beten. Eine Strophe auf Englisch (mittlerweile kann auch ich die auswendig), die nächste Strophe auf Ateso, so heißt die lokale Sprache, die in der Teso-Region gesprochen wird.
Ich sehe wie Josephine, unsere Köchin, ihre Sachen zusammenpackt. Deshalb sammle auch ich die Stifte und Karten wieder ein und gemeinsam laufen wir nach Hause. Auf dem Weg halten wir noch kurz beim Pamba-Market an und kaufen Fisch, den sie später für ihren Mann und ihre Tochter zubereitet. Ich beeile mich etwas, damit ich nicht in der Dunkelheit laufen muss. Nicht, weil ich mich dann nicht mehr sicher fühlen würde, sondern weil die Straßenbeleuchtung in Soroti eher mager ist und es dadurch schonmal vorkommen kann, dass man über die ein oder andere Wurzel fällt. Zuhause angekommen warten schon Father Michael und Father Romanus, zwei der Priester, mit denen ich zusammen im Immaculate Conception Cathedral Parish wohne, auf mich und wir essen gemütlich zu Abend, schauen dabei Fußball und lösen gleichzeitig noch ein paar Sudokus. Danach geht es für mich nur noch unter die Dusche und ab ins Bett.
Ein Jahr lang mal etwas völlig anderes machen, richtig Englisch sprechen können, eine neue Kultur kennenlernen. All diese Dinge zählte ich auf, als ich nach meiner Motivation für einen Freiwilligendienst im Ausland (kurz FDA) gefragt wurde. Wiedergekommen bin ich als, ich möchte nicht sagen neuer Mensch, aber wohl doch als veränderter Mensch. Für 11 Monate habe ich, begleitet durch das Bistum Osnabrück, in Soroti (Uganda) gelebt und gearbeitet und tja, was soll ich sagen, ich will wieder zurück (nicht nur wegen des guten Wetters).
Text & Foto: Judith Lantzerath