Die Unterrichtsprojekte zum Interreligiösen Dialog, die an der Ursulaschule seit einigen Jahren stattfinden, stoßen auch außerhalb unserer Schule auf Interesse. Zur Tagung „Islamischer Religionsunterricht an öffentlichen Schulen“, welche vom Institut für Islamische Theologie der Universität Osnabrück und der Ev. Akademie Loccum organisiert wurde und vom 03.06. - 05.06. in Loccum stattfand, wurden wir, Felix Dickopp, Dr. Silvia Horsch und Julia Lünswilken, eingeladen, um unser Projekt „Der Mönch und der Sultan“ als Best-Practice-Beispiel für interreligiösen Dialog an Schulen vorzustellen.
„Der Mönch und der Sultan“
Das Projekt entstand im Laufe der Vorbereitungen zur Assisi-Fahrt mit drei Lerngruppen im Jahrgang 7 des Schuljahres 2022/23 und hatte die Begegnung von Franziskus und Sultan al-Malik al-Kamil vor dem Hintergrund der Kreuzzüge zum Thema. Die Schüler:innen aus zwei katholischen und der muslimischen Lerngruppe hatten zuvor in der eigenen Lerngruppe Grundzüge der jeweils anderen Religion kennengelernt und trafen sich dann, um am Beispiel dieses historischen Ereignisses des Jahres 1219 über interreligiöse Begegnung nachzudenken und dazu kreativ zu werden. In religionsgemischten Gruppen erarbeiteten sie zunächst Steckbriefe zu den beiden Protagonisten Franziskus und Sultan al-Malik al-Kamil und frischten ihre Kenntnisse über die Kreuzzüge auf (die im gleichen Schuljahr Gegenstand des Geschichtsunterrichts waren).
Kreative Gedankenspiele
Franziskus hatte während des 5. Kreuzzuges auf den Weg zur ägyptischen Hafenstadt Damiette gemacht, die vom Kreuzfahrerheer belagert wurde. Er war entschlossen, den Sultan zu treffen und machte sich auf den Weg in dessen Heerlager. Eine Begegnung hat wohl tatsächlich stattgefunden, aber wie diese verlaufen ist, ist nicht überliefert. Diese Leerstelle nutzen wir für kreative Gedankenspiele: Die Schüler:innen entwickelten in Schreibgesprächen Dialoge zu drei verschiedenen Szenarien: Streit, Missionierung und Verständigung/Austausch. Die Schreibgespräche wurden dann zu Skripten ausgearbeitet und als Hörspiele aufgenommen.
Szenenapplaus
An der Tagung in Loccum nahmen Studierende, Lehrende und Professor:innen verschiedener Fachrichtungen, Religionslehrer:innen sowie Vertreter:innen der Kirchen, islamischer Verbände und des Kultusministeriums teil. Wir stellten unsere Schule, unseren Ansatz im interreligiösen Dialog und das Projekt vor, und als wir eines der im Projekt entstandenen Hörspiele vorspielten, gab es für die Arbeit der Schülerinnen spontanen Applaus. Im Anschluss wurden viele interessierte Nachfragen gestellt und mehrere Teilnehmer:innen sagten uns, dass dieses positive Beispiel aus der Praxis für sie sehr wichtig war. Auf der Tagung war zuvor deutlich geworden, dass die Einführung, bzw. Ausweitung des Islamischen Religionsunterrichts in Niedersachsen nach wie vor mit großen Hürden zu kämpfen hat. Umso wertvoller war es zu sehen, dass der Islamische Religionsunterricht auch über die Bedürfnisse der muslimischen Schüler:innen und die Erfüllung des grundgesetzlichen Auftrags hinaus einen Mehrwert für die ausbringenden Schulen darstellt. Prof. Annett Abdel-Rahman, eine der Organisatorinnen der Tagung, schloss das Panel mit den Worten: „Wenn es doch an jeder Schule so gut funktionieren würde, wie an der Ursulaschule!“
Link zum Hörspiel: https://www.youtube.com/watch?v=IrLlZtG5JMw
Fotos und Text: S. Horsch, J. Lünswilken, F. Dickopp