Emily Sophie Glomb und Nele Könnecker gehörten zu den Schüler:innen der Englisch-Leistungskurse der Ursulaschule, die im Staatstheater Hannover eine Hamlet-Aufführung schauten.

Trauerflashmob

Trauerflashmob der Ursulaschule anlässlich des Ukrainekrieges

Mucksmäuschenstill war es am Freitagmorgen in der zweiten großen Pause auf dem Schulhof des Osnabrücker Gymnasiums Ursulaschule. Das lag jedoch nicht daran, dass der Schulhof leer war, im Gegenteil.

Die sechzehn Schüler:innen aus der Ukraine, die derzeit die Ursulaschule besuchen, hatten ihre Betreuerin und Lehrerin Tetiana Kisker auf die Idee gebracht, gemeinsam mit den anderen Schüler:innen, Lehrer:innen und Mitarbeiter:innen an den Beginn des Krieges in ihrem Heimatland zu erinnern.

„Wir sind heute hier zusammengekommen, um einen kurzen Blick zurück zuwerfen, um zu verstehen, was wär und was ist und was wird“, erklärte Kisker umgegeben von den ukrainischen Schüler:innen und mit Blick auf die versammelte Schulgemeinschaft: „Vor dem 24. Februar 2022 herrschte in der Ukraine normales Leben.“ Zwar habe Unruhe in der Luft gelegen, doch keiner hätte sich vorstellen können, dass bald etwas schlimmes passieren würde. Der Kriegsbeginn habe alles verändert erklärte, Zofia aus der zehnten Klasse, die bereits 2012 aus der Ukraine nach Deutschland kam: „Am 24. Februar 2022 begann der Horror auf Erden. Russland begann den Krieg. Ein Kampf auf allen Ebenen – wirtschaftlich, politisch, militärisch.“ Sie erinnerte an die Ukrainer, die ohne persönlichen Schutz bereit waren, ihr Land zu verteidigen: „Wie naiv und mutig zu gleich, ich bin stolz auf sie“, urteilte Zofia, für die zudem feststand: „Ohne Freiheit kann man nicht glücklich sein.“

Die ukrainischen Schüler:innen blickten beim Trauerflashmob in kurzen Statements auf diesen „Tag voller Schmerz“ und die folgenden zurück. Polina aus dem zwölften Jahrgang zum Beispiel erzählte: „Über Krieg hatten wir bis dahin nur in Geschichtsbüchern gelesen.“ Sie habe vor allem Angst gehabt – Angst, um das Leben der Menschen, ihrer Familie, ihr eigenes Leben. „Und ich möchte allen danken, die Menschen, die hier her geflüchtet sind, geholfen haben“, so Polina, während Nikica aus der achten Klasse auch ein bisschen optimistisch war und hofft, dass sein Heimatland wieder aufgebaut wird. Auf Nachfrage, was er sich für die Zukunft wünsche, antwortete der 14-Jährige: „Ich brauche nur Frieden.“

Bevor eine Trauerminute folgte, sprach Zofia das Vaterunser auf Ukrainisch und Schulleiterin Daniela Boßmeyer-Hoffmann forderte alle auf, dieses anschließend auf Deutsch zu wiederholen.

„Das Innehalten und das Bitten um Frieden an diesem Jahrestages mit der ganze Schule war sehr bewegend“, erklärte die Schulleiterin im Anschluss an den Trauerflashmob. „Von unseren ukrainischen Schüler:innen von den unmenschlichen Gräueltaten zu hören und zu merken, wie nahe für sie dieser Krieg tagtäglich ist, schmerzt.“ Es sei beeindruckend gewesen, wie die ukrainischen Schüler:innen der Ursulaschule den Mut gefunden hätten, ihre Gefühle und Gedanken mit der ganzen Schulgemeinschaft zu teilen. „Die Ursulaschule ist froh, ihnen - und auch den geflüchteten Schüler:innen aus anderen Ländern - ein schulisches Zuhause ermöglichen zu können“, so Boßmeyer-Hoffmann.

Zofia und Polina waren beide überwältigt, wie viele ihrer Klassenkameraden und Schüler:innen anderer Jahrgänge und Klassen trotz des schlechten Wetters auf dem Schulhof zusammengekommen waren.

Insgesamt sind aktuell 16 Schüler:innen aus der Urkaine an der Ursulaschule, zwischenzeitlich waren es 25 Schüler:innen. Einige sind an andere Schulformen gewechselt, zum Beispiel weil sie in der Ukraine eine Ausbildung absolviert haben und zur Berufsschule wechselten. Andere sind weggezogen, auch zurück in die Ukraine. Andere Schüler:innen studieren an ukrainischen Unis, die mittlerweile Dependancen in Deutschland haben oder studieren online, da sie in der Ukraine bereits den Schulabschluss hatten.

Um diese ukrainischen Schüler:innen kümmert sich die gebürtige Ukrainerin Tetiana Kisker. Sie lebt seit acht Jahren in Osnabrück, unterrichtet Deutsch als Zweitsprache, ist aber auch Klassenlehrerin. Kisker wurde im April 2022 bei der Ursulaschule eingestellt, nachdem das Gymnasium der ersten urkainischen Schüler:innen aufgenommen hatte. Sie achtet auch auf das psychische Wohl der ukrainischen Schüler:innen an der Ursulaschule: „Für diese Schüler:innen ist es besonders wichtig zusammen zu kommen und sich austauschen zu können.“ Dies bestätigt auch Zofia: „Wir machen viel gemeinsam und helfen uns alle untereinander. Mit Polina gehe ich demnächst zum Beispiel in die Stadtbibibliothek.“ 

Text & Fotos: Claudia Sarrazin

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Wer wir sind

Das Gymnasium Ursulaschule, 1865 von Ursulinen gegründet, ist eine katholische Schule in Trägerschaft der Schulstiftung im Bistum Osnabrück. Wir sind ein staatlich anerkanntes Gymnasium und nutzen darüber hinaus als freie Schule unsere vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten.

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