Lesung

Lesung

Am Dienstag, 5. Oktober 2021, besuchte uns die Autorin Grit Poppe. Zum Einstieg las sie aus ihrem Debütroman „Weggesperrt“ vor, in dem es um Erziehungsheime in der DDR geht und wie mit regimekritischen Jugendlichen umgegangen wurde. Insbesondere zeigt das Buch, wie man alles versucht hat, den Willen der Jugendlichen zu brechen und sie zu systemtreuen Bürgern umzuerziehen.

Im vergangenen Schuljahr hat unsere Klasse (9d) im Deutschunterricht mit Frau Knoff-Weber diesen Roman gelesen und ausgiebig besprochen. Wegen der besonderen Umstände konnte die Autorin uns nicht besuchen. Umso mehr freuten wir uns, als wir hörten, dass wir Frau Poppe nun endlich kennenlernen würden. Wir empfanden es alle als sehr spannend, die einzelnen Textpassagen noch einmal von ihr persönlich zu hören. Wie jeder weiß, lernt man ein Buch noch mal ganz anders kenne, wenn der Autor selbst vorliest.

Erziehungsheime in der DDR

Unter anderem schilderte die Autorin das erste Zusammentreffen von Anja, der Hauptprotagonistin, mit einem Mädchen, das im weiteren Verlauf der Geschichte zu Anjas Freundin wird. Sie erzählte uns von dem Vorfall mit den sogenannten „Erziehern“, woraufhin sie nach Torgau, dem schlimmsten aller Erziehungsheime, geschickt wurde.

Nachdem Grit Poppe auch noch aus ihrem Nachfolgeroman, in dem es um die eben genannte Freundin geht, vorgelesen hatte, durften wir ihr Fragen stellen. Es kam die Frage auf, warum sie sich für dieses Thema entschieden hat und ob es ihr schwergefallen sei, dieses Buch zu verfassen. Darauf antwortete sie, dass ihr Sohn beziehungsweise seine Freunde sie auf dieses Thema gebracht hätten.

Sie erzählte uns, dass die Jungen zu dieser Zeit die DDR im Unterricht durchnahmen und sie mit ihnen darüber ins Gespräch kam. Die Freunde waren Mitglied bei der Antifa, einem links bis linksextremen Verein, und meinten, dass sie gar nicht verstehen würden, warum ihnen die DDR als „so schlecht“ verkauft wurden. Frau Poppe fragte sich, wie es sein konnte, dass Schüler, die seit eineinhalb Jahren die DDR im Unterricht hatten, immer noch so gut über sie dachten. Die Autorin hat in einem Umfeld gelebt, das auch nicht gerade regimetreu war. Ihr Vater war ein Stasifeind und sie hatte eine Freundin, die zwei Mädchen bei sich zu Hause versteckte.

Besonders beschäftigte uns die Frage, ob die „Erzieher“ denn juristisch verfolgt wurden. Frau Poppe erzählte, dass es keine juristische Aufarbeitung gab und die „Erzieher“ noch weiterhin im pädagogischen Bereich Karriere machen konnten. Außerdem mussten diese auch nicht für die Behandlung der Jugendlichen aufkommen, die mit starken psychischen Problemen, durch die Erziehungsheime hervorgerufen, zu kämpfen hatten. Am erschreckendsten fanden wir alle, dass die Person, die für dieses ganze System verantwortlich war, nicht zur Rechenschaft gezogen wurde: Margot Honecker hat bis zu ihrem Tod Rente erhalten, musste sich nie für ihr Verhalten verantworten und hat nie bei den Opfern für die Vorkommnisse um Entschuldigung gebeten.

Text: Maximilian Klekamp / Foto: T. Romberg
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