Einsatz im Krisengebiet

Einsatz im Krisengebiet

Unsere Schulsozialarbeiterin Marlies Steinkamp-Ahrens hat im vergangenen Jahr einige Wochen lang im Krisengebiet in Ahrweiler ausgeholfen. Dort standen viele Menschen nach den verheerenden Überschwemmungen vor dem Nichts. Marlies Steinkamp-Ahrens kam am Gymnasium Calvarienberg (eine ehemalige Ursulinenschule) zum Einsatz. Wir veröffentlichen im Folgenden einen Beitrag aus der Ursulinenzeitschrift:

Mit wachsamer Sorge

Unterrichten an der Ahr nach der Flutkatastrophe

Die Bilder und Nachrichten von der furchtbaren Flut an der Ahr sind allgegenwärtig. Die Spuren der Verwüstung, die die Flutwelle vom 14. Juli im Ahrtal hinterlassen hat, sind noch überall zu sehen. Heute, drei Monate danach, hat der Wiederaufbau begonnen, längst ist vieles aufgeräumt und am Straßenrand werden die Anlagen neu bepflanzt. Mit verhaltenem Optimismus bemüht man sich, in die Zukunft zu schauen.

Der Gedanke, dass am 30. August die Schule wieder beginnen wird, hat zum Ende der Sommerferien unser Kollegium am Gymnasium Calvarienberg in Ahrweiler mit großer Sorge erfüllt. Rund ein Drittel unserer Schülerschaft und ebenso unseres Kollegiums ist selbst unmittelbar durch die Flut betroffen. Viele haben all ihr Hab und Gut verloren, die Erlebnisse der Flutnacht waren für viele zutiefst traumatisierend. Wie soll man angesichts dessen unterrichten? Wie spricht man die Schülerinnen und Schüler an? Wird man selbst genug Kraft haben? Denn letztendlich war doch niemand von uns unbeteiligt, die ganze Schulgemeinschaft hat während der Ferien mitgelitten und mitgeholfen, zum Teil weit über die eigenen Kräfte hinaus.

Zudem kann an den anderen Gymnasien am Ort wegen der Flutschäden kein Unterricht stattfinden, sodass wir an den Nachmittagen einem anderen Gymnasium die Räume unserer Realschule und unseres Gymnasiums zur Verfügung stellen, eine logistische Herausforderung!

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Auf Initiative von Sabine Hüttig, Fachvorsitzende der Fachschaft katholische Religion, trafen sich in den Sommerferien Elke Hohmann, Leiterin unseres Ganz-Ohr-Teams, und die Fachvorsitzenden für katholische und evangelische Religion von Realschule und Gymnasium Calvarienberg, Sabine Hüttig, Manuela Monreal und ich, um gemeinsam ein Konzept für die seelsorgerliche Begleitung des Schulanfangs zu entwickeln.

Unser Grundgedanke war, dass die Normalität, die ein geregelter Schulbetrieb bietet, bei der Verarbeitung traumatischer Erfahrungen hilfreich sei. Gerade aber in den ersten Tagen und Wochen müsse damit gerechnet werden, dass Einzelne so belastet sind, dass sie individuelle Gesprächs- und Hilfsangebote brauchen. Für sie sollte Raum und Zeit geschaffen werden.

In Absprache mit Schulleiterin Dr. Annette Gies konnte dieses Konzept verwirklicht werden: Am 1. Schultag gab es einen Lautsprechergottesdienst für die ganze Schulgemeinschaft, der damit endete, dass Vertreter aller Klassen und Kurse als Zeichen der Gemeinschaft sinnbildlich ihre Lasten ablegen konnten, indem sie Steine aus den umliegenden Weinbergen beschriftet um unseren „Alumnibaum“ legten. In den ersten Wochen stand in jeder großen Pause die Krypta offen, hier konnte man seine Gedanken in ein Fürbittenbuch eintragen, immer war ein Kollege oder eine Kollegin anwesend. An jedem Tag stand das Ganz-Ohr-Team für Gespräche zur Verfügung. Um unsere Kolleginnen und Kollegen zu entlasten und ihnen vielleicht einige ihrer Sorgen schon vor Schulbeginn abzunehmen, haben wir für sie ein Schreiben verfasst, in dem wir dieses Konzept vorstellten und vielfältige Informationen und psychologische Hilfsangebote zusammengefasst haben.

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Sehr hilfreich für uns war, dass sowohl das Bistum Trier als auch der schulpsychologische Dienst des Landes Rheinland-Pfalz uns vielfältige Unterstützungsangebote machten. Zum Beispiel kamen schon in den Sommerferien Stefan Grenner und Patrick Wilhelmy von der Schulabteilung des Bistums nach Ahrweiler, um sich vor Ort mit den Vertretern der Religionsfachschaften der örtlichen Schulen zu treffen und unseren Bedarf zu eruieren. Zu dieser Veranstaltung hatte Frau Hüttig, obwohl selbst betroffen, in ihr Haus eingeladen.

Sehr dankbar sind wir auch für die Unterstützung durch die Ökumenische Schulseelsorge des Bistums Speyer und der evangelischen Kirche der Pfalz, die in den ersten Tagen rund um die Uhr zu Gesprächen bereitstand.

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Ein ganz besonderes Geschenk für unser Gymnasium Calvarienberg als ehemalige Ursulinenschule war die Initiative von Marlies Steinkamp-Ahrens vom Gymnasium Ursulaschule in Osnabrück.

Sie arbeitet dort seit 2018 als Schulsozialarbeiterin und berichtete uns, dass sie kurz vor Schuljahresende von der Flutkatastrophe erfuhr. Ihr spontaner Impuls sei der Gedanke gewesen: „Wir sind privilegiert und wir als Privilegierte dürfen helfen!“ Schnell sei sie auf die Idee gekommen, dass es besonders sinnvoll sei, von Ursulinenschule zu Ursulinenschule zu helfen. Daraufhin habe sie sich informiert, welche Ursulinenschule im betroffenen Gebiet liege, habe eine Mail an Frau Dr. Gies geschrieben und gefragt, welche Hilfe gebraucht werde.

Die Antwort war: „Wir brauchen schulseelsorgerliche Unterstützung“, und nun sei sie da!

Bis für sie selbst der Schulbetrieb in Osnabrück wieder losging, stand sie hier jedem, der die Gelegenheit zu einem Gespräch suchte, zur Verfügung.

Als Rat für die kommende Zeit gab sie uns mit auf den Weg, „mit wachsamer Sorge“ die Schülerinnen und Schüler zu begleiten und einfach zu signalisieren, da zu sein!

Die Verbundenheit der Ursulinenschulen untereinander, die durch das Netzwerk der Schulen in ursulinischer Tradition in der Föderation deutschsprachiger Ursulinen geknüpft worden ist, hat sich gerade in dieser außergewöhnlichen Notsituation für uns am Calvarienberg als durchaus tragfähig erwiesen!

Ganz herzlichen Dank für diese tatkräftige Hilfsbereitschaft – über Ländergrenzen hinaus! 

Text und Fotos: Renate Köllges, Gymnasium Calvarienberg
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Wer wir sind

Das Gymnasium Ursulaschule, 1865 von Ursulinen gegründet, ist eine katholische Schule in Trägerschaft der Schulstiftung im Bistum Osnabrück. Wir sind ein staatlich anerkanntes Gymnasium und nutzen darüber hinaus als freie Schule unsere vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten.

Der einzelne Mensch steht bei uns im Mittelpunkt unseres Denkens und Handelns. Im Dialog mit anderen gelangen unsere Schülerinnen und Schüler zu eigenen Erkenntnissen und Wertvorstellungen, lernen selbstständig zu urteilen und zu handeln.

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Kontakt

Ursulaschule Osnabrück
Kleine Domsfreiheit 11-18
49074 Osnabrück
0541-318701
sekretariat@ursulaschule.de