Die Ursulaschule und ihre franziskanische Tradition
Es dürfte kaum eine Neuigkeit sein, dass die Jahrgänge 7-13 der Ursulaschule jetzt im Oktober für knapp eine Woche nach Italien fahren. Ziele der Schulreise sind Florenz und Assisi. Die Fahrt steht im Zeichen des heiligen Franziskus (1181/1182-1226), der in Assisi geboren wurde und dort insbesondere wirkte. Aus dem Wirken in seiner zunehmend größeren Anhängerschaft ging der Orden der Franziskaner hervor, der heute weltweit verbreitet ist und die Tradition des Heiligen aus dem Mittelalter sowie sein Andenken fortführt. Was hat nun aber die Ursulaschule aus Osnabrück damit zu tun und warum ist gerade Italien Ziel einer Reise, an der nahezu die gesamte Schulgemeinschaft teilnimmt?
Der Schlüssel liegt in der langjährigen Geschichte der Schule. Im Jahr 1865 wurde sie von Ursulinenschwestern als Mädchenschule gegründet. Daraus ist auch ihr heutiger Name hervorgegangen. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurde die Schule systematisch abgebaut und während des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1941 schließlich geschlossen. Nach Kriegsende begann der Wiederaufbau, der Schulbetrieb konnte ab 1951 wieder aufgenommen werden. Schließlich wurden im Jahr 1975 erstmals auch Jungen an der Schule unterrichtet.
Eine für das heutige Selbstverständnis der Schule entscheidende Wende fand im Jahr 1978 statt: Der Orden der Franziskaner erhielt vom Bistum, das die Trägerschaft der Schule übernommen hatte, den Auftrag zur Leitung der Schule. Die Franziskaner prägten sie mit ihren eigens formulierten Leitlinien, einem christlichen Menschenbild und der Tradition der Lehre und des Wirkens des Franziskus von Assisi. Auch wenn die Franziskaner die Leitung der Schule im Jahr 2001 wieder abgaben, ist diese Zeit für die Schule noch heute von besonderer Bedeutung.
Der heilige Franziskus steht für ein Leben nach dem Vorbild Jesu Christi: ein Leben im Einklang mit der Natur, die nach christlicher Vorstellung Gottes Schöpfung ist. Ebenso dazu gehören nach heutigem Verständnis Toleranz und Respekt gegenüber anderen Religionen sowie eine gewaltlose und friedliche Lebensführung. So hat sich auch die Ursulaschule diese Prinzipien zu eigen gemacht und versucht, diese im Schulleben, aber auch außerhalb des Schulalltags zu verwirklichen.
Wenn wir als Schulgemeinschaft nach Assisi und Florenz aufbrechen, stehen wir in der Tradition der Franziskaner und bewahren einen wichtigen Teil unserer Schulidentität. Die spirituellen und kulturell-historischen Werte unserer Reiseziele sind hierbei nicht nur gemeinschaftsfördernd, sondern regen auch zu Selbstreflexion, persönlicher Bildung und Entwicklung an. Unsere Reise, wie sie in der Form seit nunmehr acht Jahren nicht stattgefunden hat, zielt darauf ab, dass am Ende jeder eine Bereicherung findet und etwas mitnimmt, für sich selbst und für unser Zusammenleben innerhalb wie außerhalb der Schule.
ein Text von Simon Schwerdtfeger, Jg. 13